28. April

Stöckl im Park

Heute waren wir eingeladen und haben es uns schmecken lassen. Im Zuge des Essens machte ich eine interessante Erfahrung. Nämlich hatte ich aus diätetischen Gründen die Teigtaschen mit Schwammerlfülle nicht mit der angebotenen Rahmsauce, sondern nur mit Butter bestellt. Sie wurden mit Rahmsauce serviert.

Puh, dachte ich, für ein gehobenes Restaurant erstaunlich unflexibel. Und begann zu essen, halt um die Sauce herum. Aber als die Kellnerin kam und fragte, ob eh alles in Ordnung sei, entgegnete ich: Ich bin ein bisserl unglücklich, weil ich jetzt doch die Rahmsauce habe.

Die Kellnerin war untröstlich, schwor, sie hätte meinen Wunsch an die Küche weitergegeben und verschwand. Um umgehend wiederzukommen und zu sagen: Die Küche meint, die Tascherl sind eh nur mit Butter gemacht.

Nachdem am Freitag das Thema der Kochsendung „Gutes Benehmen im Restaurant“ gelautet hatte, sagte ich nur, es passt schon, ich komme zurecht. Und dachte mir: Halten die mich eigentlich für deppert, dass ich eine Sauce nicht von zerlassener Butter unterscheiden kann?

Ich hatte diesen Gedanken noch nicht einmal zu Ende gedacht, als mit bedrückter Miene der Koch auf uns zu kam, sich entschuldigte und meinte, da ist uns ein Fehler unterlaufen. Ich würde Ihnen gerne eine neue Portion machen.

Ich bedankte mich und lehnte ab. Ich hatte ja schon zu essen begonnen und es wäre Verschwendung gewesen, denn meinen Rest hätten die sicher gekübelt. Kurz danach kam die Kellnerin und bot mir ein Dessert auf Kosten des Hauses an.

Nach der Hauptspeise standen die Zeiger aber natürlich auf Tichy, wo wir anschließend einfielen und uns vollstopften. Also kein Dessert.

Das restliche Essen im Restaurant kam so, wie es sein sollte, und schmeckte sehr gut. Von der Zweiportionsstelze wären wir locker alle vier satt geworden, was meinen Eltern morgen noch einmal ein reichliches Essen beschert.

Insgesamt war ich versöhnt und könnte mir vorstellen, bei Gelegenheit dort durchaus wieder Gästin zu sein.

3 Gedanken zu „28. April

  1. Lifeminder

    Hallo, Liebe „Sparköchin!“

    Das war die beste Restaurantkritik, die ich je gelesen hatte.
    Schön, dass du dich traust dir immer offen zu sagen -selbst im Restaurant – wenn dir etwas nicht gefällt. – Noch mehr begeistert mich ehrlicherweise, mit welche Höflichkeit man euch begegnet ist und seine Fehler offenbar einsah.

    Mich begeistert auch das du überhaupt nicht nachtragend bist, das Essen wohl sehr gut insgesamt geschmeckt hast, und du auch dort wieder einkehren würdest.

    Liebe Grüße
    Vom lifeminder

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  2. kelly

    Eine feine Webseite und Karte!

    Sehr aufmerksam nach der Kritik, deine weitere Empfehlung für die Lokalität war angebracht. Ohne Kritik wäre eine Verbesserung ja auch nicht möglich, es scheint kein Durchgangslokal zu sein.

    Sich in angenehmer Atmosphäre verwöhnen zu lassen ist eine besondere Kunst, vom Gastgeber und den Gästen.

    Der morgige Tag nennt sich bei euch Staatsfeiertag?

    Meiner Gästin versuchte ich den 1. Mai zu erklären:

    Am Tag der Arbeit *nicht* arbeiten war ihr nicht schlüssig.

    Habt einen schönen Maifeiertag!

    Lieben Gruß!

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  3. Sparköchin Autor

    Danke, ihr Lieben, für eure Kommentare!

    @ Lifeminder:
    Es war ja „nur“ die falsche Sauce geliefert worden, deshalb wollte ich mich nicht aufregen. Und der Umgang mit meiner Reklamation hat mich sehr erfreut.

    @ Kelly:
    Dieses Lokal haben wir zum zweiten Mal besucht, wir müssen es in unser Repertoire aufnehmen.

    Über die Bezeichnung „Staatsfeiertag“ (im Gegensatz zum Nationalfeiertag am 26. Oktober, den ich als Kind noch als „Tag der Fahne“ kennenlernte) staune ich auch immer wieder. Offensichtlich ist uns die Arbeit, wie auch die Nicht-Arbeit, sehr wichtig 🙂

    Ich weiß nicht, wie das in D ist, aber in Ö wurde der Tag in meiner Jugend groß zelebriert. Geschmückte Straßenbahnen, die aber erst ab 14.00 Uhr fuhren (vorher: Fußgänger!), und aus ganz Wien zogen die Aufmarsch-Teilnehmer:innen Richtung Heldenplatz, um sich dort die sozialdemokratischen Reden anzuhören. Die ÖVP als Vertretung der Wirtschaftstreibenden schwieg eisern.

    Lieben Gruß!

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