Grammelknödel mit Pußtasalat
Alles weiß draußen. Das gibt zwar ein helleres Bild, aber düster ist es trotzdem. Genau das richtige Wetter für ein deftiges Essen der österreichischen Küche, Grammelknödel mit Pußtasalat nämlich. Weil ja noch immer ein paar Grammeln im Kühlschrank waren, und die letzte Scheibe vom Bauchfleisch. Was liegt näher, als beides fein zu hacken und Scheiben aus Erdäpfelteig damit zu füllen, zu Knödeln zu formen (wenn sie sich allzu sehr weigern, dann halt zu Tascherln) und diese in Salzwasser ziehen zu lassen?
Weil das Kind das übliche Sauer- oder Gabelkraut nicht leiden kann und es sich mittags entweder eine Belohnung oder ein Trostessen verdient haben wird, öffne ich einfach eines der Gläser mit Pußtasalat aus dem Keller.
In der Früh habe ich schon ein paar mehlige Erdäpfel gedämpft, die werde ich jetzt schälen und durch die Presse drücken und dann auskühlen lassen. Später kommt dann griffiges Mehl dazu, ein kleines Stück weiche Butter und ein Ei – eigentlich ein halbes, vielleicht hebe ich den Rest tatsächlich auf für den nächsten Kuchen, der eh schon morgen geplant ist. Gewürzt wird mit Salz und Muskatnuss, dann wird alles gut verknetet und zügig zu einer Rolle geformt, von der dann die Scheiben abgeschnitten werden, die dann, siehe oben, gefüllt werden.
Wie man Knödel richtig kocht bzw. ziehen lässt, darüber streiten die Fachleute zumindest in Österreich. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Knödel eher ziehen denn kochen zu lassen. Ich mache meine Knödel eher kleiner und mit einer etwas dickeren Teigschicht, dann halten sie besser zusammen. Wenn ich die gewuzelten Knödel nochmals in Mehl drehe, bevor sie ins Wasser kommen, hilft das auch.
Als Nachspeise haben wir immer noch etwas von der Nicht-Sachertorte von Oberlaa, die eh langsam weg muss. Wieder einmal sind wir also gut versorgt!
Apropos gut versorgt: Heute im Supermarkt gab es einiges an Halbpreis-Tier abzustauben. Ich habe ein Packerl Faschiertes (Normalpreis: für 330 Gramm wollen sie 5,19 Euro!) genommen, eine große Lammstelze, die locker für uns beide reicht, und ein Stück Brisket, also Rinderbrust, die ich eh immer schon einmal ausprobieren wollte. Das Kind hat uns eine Packung Halbpreis-Räucherlachs gefunden. Auch nicht schlecht.
Mit dem heutigen TGTG haben wir aber den Vogel abgeschossen. Ein türkischer Lebensmittelgroßhändler war unser Ziel, und die große Tasche, die er uns aushändigte, mussten wir zu zweit schleppen. Spannende Sachen waren da drunter, einiges schon abgelaufen, aber bis auf zwei, drei Obst-Gemüse-Teile noch alles intakt. Sehr interessant fand ich eine Zweiliterflasche mit dunkler Limo, die ich für Cola hielt, die sich allerdings als „fermentierte violette Karotten, scharf“ herausstellte. Da brauche ich irgendwann einen guten Tag, um die zu öffnen.
Was ist ein Corona-Salat, fragte das Kind beim Mittagessen, als es das Etikett las, Produktionsdatum (von mir) März 2020. Und dann erinnerten wir uns daran, dass im ersten Lockdown alle Geschäfte und Restaurants von einem Tag auf den anderen zusperren mussten und unsere Nachbarn einen Kofferraum voll Obst und Gemüse aus ihrem Lokal heimschafften und unter uns Nachbar:innen verteilten. Besser gesagt, einfach den Kofferraum ausräumten und uns damit allein ließen.
Damals hab ich eingekocht wie die Wilde, Zwiebelmarmelade und Chutney, eben den Salat, süß-saure Champignons (wo sind die eigentlich?) und noch allerlei. Ich hatte ja sonst nix zu tun, außer das Kind beim komplett neuen Distance Learning zu unterstützen. Dass ich in den Salat einen höllischen Chili getan hatte, war mir gar nimmer bewusst gewesen, heute haben wir beim Essen ein bisserl gehechelt.
Drei Jahre ist das jetzt alles schon fast her, eine kleine Ewigkeit. Und wir haben immer noch kulinarische Erinnerungen an diese Zeit.